Netzpolitik

Digitale sexualisierte Gewalt ernstnehmen – Betroffene unterstützen!

By 10. Januar 2022No Comments

Trigger-Warnung: Sexualisierte Gewalt

Hate Speech1, Stalking, Doxing2 – das Internet ist kein gewaltfreier Raum. Und die Gewalt, die Betroffene im Internet trifft ist nicht weniger real, nur weil sie online stattfindet. Von dieser Gewalt sind Frauen, inter, nicht-binäre und trans* Personen, aber auch BIPoC3 oder Menschen mit Behinderung überdurchschnittlich häufig betroffen. Digitale Gewalt darf nicht mehr kleingeredet werden! Sie ist echt und trifft eh schon marginalisierte Personen am härtesten!

Sexualisierte digitale Gewalt wurde in den letzten Jahren stärker in der Öffentlichkeit diskutiert. Da ging es um Frauen, die heimlich auf Festivaltoiletten gefilmt wurden und die Videos anschließend auf Pornoseiten hochgeladen wurden4. Oder Expartner*innen stellen nach der Trennung Nacktfotos oder Sexvideos ihrer Partner*innen ins Internet. Von sexuell belästigenden Kommentaren erzählen fast alle Frauen, die online in der Öffentlichkeit stehen. Sexualisierte digitale Gewalt hat eine klare Geschlechtsdimension. Die Täter*innen sind in den allermeisten Fällen cis Männer, die Betroffenen meistens Frauen sowie inter, nicht-binäre und trans* Personen. Wie bei anderen Formen von sexualisierter Gewalt geht es auch bei digitaler sexualisierter Gewalt um die Ausübung von Macht über andere Personen.

Wir wollen, dass die Betroffenen von digitaler sexualisierter Gewalt stärker unterstützt werden und die Übergriffe der Täter*innen nicht heruntergespielt werden.

Es gibt in Berlin Anlaufstellen für sexualisierte Gewalt und für digitale Gewalt. Die Besonderheit von digitaler sexualisierter Gewalt findet in der Beratungslandschaft allerdings keine ausreichende Berücksichtigung. Hier braucht es eine intersektionale Herangehensweise, die auf die speziellen Herausforderungen von digitaler sexualisierter Gewalt eingeht. Zum Beispiel, dass die Betroffenen häufig gar nicht wissen, dass sie heimlich gefilmt wurden, von ihnen Foto/Video-Montagen angefertigt werden oder ähnliches. Wir fordern, dass hier nachgebessert wird und eine solche Stelle entweder neu eingerichtet wird oder die Beratung in einer bestehenden Stelle ausgeweitet wird. Darüber hinaus muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden: In der Schule, bei der Polizei oder am Arbeitsplatz. Dabei darf kein Victim Blaming passieren. Nicht die Betroffenen sind Schuld an der Gewalt, die ihnen widerfährt, sondern die Täter*innen!

1 Hassrede, Lehnübersetzung des englischen hate speech, bezeichnet sprachliche Ausdrucksweisen von Hass mit dem Ziel der Herabsetzung und Verunglimpfung bestimmter Personen oder Personengruppen.

2 Doxing, auch doxxing, ist das internetbasierte Zusammentragen und anschließende Veröffentlichen personenbezogener Daten, zumeist mit bösartigen Absichten gegenüber den Betroffenen.

3 BIPoC ist die Abkürzung von Black, Indigenous, People of Color

4 Statement des Festivals Monis Rache zu dem Vorfall, dass auf ihren Toiletten heimlich gefilmt wurde und die Videos der Frauen dann veröffentlicht wurden – https://monisrache.wtf/

Beschlossen am 13.12.2021 beim digitalen Aktiventreffen der GJ Berlin