BildungGesundheitspolitik

Schulgesundheitspflege implementieren – Gesundheitsversorgung und Inklusive in Berlins Schulen sichern

By 4. April 2023No Comments

Dieser Antrag wurde auf dem Aktiventreffen am 25. März 2023 in Folge auf die Frühjahrs-Landesmitgliederversammlung am 12. März 2023 beschlossen.

Wer gut lernen will, muss sich wohl fühlen. Adäquate Gesundheitsversorgung ist ein ausschlaggebender Faktor für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Dennoch ist das Thema Gesundheit in Schulen unterrepräsentiert. Obwohl klar ist, dass gute Gesundheitsversorgung und Bildungserfolg direkt zusammenhängen, gibt es aktuell keine Gesundheitsfachpersonen in Berliner Schulen, die die Gesundheitsversorgung koordiniieren. Das führt nicht nur dazu, dass Gesundheitsbedarfe von Schüler*innen übersehen werden, sondern es bedeutet auch die aktive Exklusion von Kindern, die chronische Krankheiten oder eine Behinderung haben.

International ist der Einsatz von School Health Nurses (kurz School Nurses/Schulgesundheitspflegerinnen und -pflegern) üblich und bewährt. Als spezialisierte Pflegefachpersonen übernehmen sie an Grund- und weiterführenden Schulen die Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Prävention.

In Deutschland gab es bereits ein Modellprojekt in 3 Bundesländern, welches erfolgreich Schulgesundheitsfachpersonen in Schulen integriert hat. Auch in Lichtenberg wurde bereits ein Projektversuch gestartet.

Zu den Aufgaben gehören:

  • Erste Hilfe im Notfall
  • Hilfe bei akuten Erkrankungen und Betreuung bis Schulschluss bzw. Abholung
  • Förderung der Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung
  • pflegerische Unterstützung von chronisch kranken oder behinderten Kindern 
    und Jugendlichen
  • regelmäßige Untersuchungen zur Feststellung und Kontrolle des gesundheitlichen Zustands der Kinder und Jugendlichen
  • Beratungs- und Informationsgespräche sowie Schulungen für Kinder und Jugendliche, Eltern, Lehrer/innen sowie Durchführung präventiver Maßnahmen (wie z.B. Impfprogramme)
  • Unterricht zu Gesundheitsthemen (wie Alkoholkonsum und Rauchen, Sexualität, HIV/AIDS-Prävention, Unfallvermeidung, Ernährung, Bewegung oder auch zu speziellen Erkrankungen)
  • Überwachung von kindgerechten und gesunden Mahlzeiten in der Schule
  • Mitwirkung bei der Gestaltung des Schulhofs und der Gestaltung einer gesunden schulischen Umgebung wie z.B. der Sicherheit auf dem Schulweg, der Unfallvermeidung und bei Maßnahmen gegen Lärm- und Umweltverschmutzung
  • Identifizierung, Unterstützung und Beratung von Schüler/innen, deren Gesundheit gefährdet ist, z.B. Kinder mit Erfahrungen von Missbrauch oder häuslicher Vernachlässigung oder Kinder, die ihre Eltern pflegen und/oder psychisch kranke Eltern haben
  • Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit chronischer Erkrankung oder Behinderung und bei Bedarf auch Information der Klasse zu den Erkrankungen von Mitschüler/innen
  • Wissenvermittelung zu speziellen Gesundheitsthemen an Schüler/innen und Anleitung zur Umsetzung

Allerdings ist es essentiell, dass die Implementierung einer neuen Berufsgruppe mit wissenschaftlicher Begleitung erfolgt, damit sowohl die Ausgangslage in den Schulen als auch unterschiedliche Bedarfe ermittelt werden können. Gleichzeitig ist es wichtig zukünftige Schulgesundheitspflegefachpersonen auszubilden. Denn die konkreten Fähigkeiten für dieses Berufsfeld werden noch nicht in der Ausbildung erlernt. So wurde bspw in den Modellprojekten in anderen Bundesländern ein Curriculum erarbeitet im Umfang von 720 Unterrichtseinheiten Theorie sowie 930 Stunden angeleiteter selbstständiger Praxis.

Die Erfolge der Modelprojekte zeigen, dass Schulgesundheitspflege eine Lücke in der schulischen Gesundheitsversorgung schließt. Besonders durch die Corona Pandemie ist klar geworden, dass der Standort Schule in der Öffentlichen Gesundheitsförderung bisher noch zu wenig mitbedacht wird. Zusätzlich sind die Gesundheitsbedarfe von Schüler*innen durch die Pandemie drastisch gestiegen.

Deshalb fordern wir als Grüne Jugend Berlin, dass berlinweit und durch das Land Berlin finanziert, Schulgesundheitsfachkräfte ausgebildet und in Schulen eingesetzt werden. Die Implementierung muss mit wissenschaftlicher Begleitung und unter Einbeziehen aller relevanten Akteure der Praxis erfolgen.