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SPORTSTÄTTEN FÜR ALLE STATT NUR HERRENMANNSCHAFTEN

By 1. November 2022No Comments

Berlin ist DIE Sportmetropole Deutschlands.

So beschreibt es zumindest der Senat und meint damit vor allem den Profisport. Neben den sechs berliner Spitzenvereinen schaut der Senat dabei vor allem gerne auf internationale Events. Denn während der Sport in unserer Stadt einen essentiellen Beitrag zur mentalen und körperlichen Gesundheit, zur Stadtgemeinschaft und -kultur beiträgt, werden immer und immer wieder nur die kommerziellen Aspekte gefördert.


Als Grüne Jugend Berlin fordern wir einen vielfältigen, gemeinschaftsorientierten, antikapitalistischen und antirassistischen Sport, der Platz für alle bietet, die sich daran beteiligen wollen.

Sport ist mehr als nur professioneller Männerfußball
Die Vielfalt Berlins zeigt sich in allen Facetten der Stadt. Nicht zu letzt im Sport. Für fast jede erdenkliche Sportart findet sich in Berlin an Amateurverein. Sport braucht Platz. Berlins marode Sportstätten platzen aus allen Nähten. In Berlin werden Bolzplätze eher abgeschlossen, als renoviert. Neue Amateurvereine kämpfen um letzte Spielzeiten und der Breitensport versucht es nicht mal mehr und gehen direkt in die Parks der Stadt.
Noch vielfältiger sind die Gesichter im Sport. Denn Sport in Berlin ist für Jede und Jeden da. Das muss dasLand Berlin stärker unterstützen.
Männerfußball dominiert nicht nur die Medien, sondern auch die Ausgaben des Sportsenats. Während Topklubs das Geld hinterhergeschmissen bekommen, müssen alle anderen um die verbleibenden Cents kämpfen. Dabei sollte es andersrum sein. Topklubs haben diverse Geldquellen und Sponsoren, die sich aus dem Erfolg ergeben. Nicht nur im Amateur- und Breitensport fehlen diese Mittel, sondern auch im nicht-männlichen Profisport. Während männliche Fußballspieler teils nicht einmal eine Ausbildung abschließen müssen, gehen viele der Fußballspielerinnen der Bundesliga nebenbei arbeiten.
Wer Sport betreibt, benötigt Sportstätten. Doch die existierenden Sportstätten in Berlin, werden nicht gleich auf die verteilt, die Sport betreiben. Die Bezirkssportämter und Bezirkssportbünde bevorzugen strukturell den Männersport bei der Sportstättenbelegung. Hier muss sowohl anderen Sportarten, als auch FINTA*-Sportgruppen mehr Raum zugestanden werden.
Die Grüne Jugend Berlin fordert den Senat und die Bezirkssportämter sowie den Landes- und die Bezirkssportbünde ein umfassendes Gender- und Sportartenbudgeting inklusive Bezug auf die Vergabe von Sportstättenbelegungen einzuführen. Dieses muss öffentlich einsichtbar sein und zu echten Veränderungen führen.

Offene Fankultur
Fankultur ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil des Sports, sondern auch ein essentielle Stütze im Kampf gegen die Kommerzialisierung des Sports. Gerade in der Ultra- und Hooliganszene des Männerfußball finden sich allerdings toxisch-patriachale Strukturen, die immer wieder durch rechtes, rassistisches, homophobes und frauenfeindliches Verhalten auffallen. Das schließt andere Fans vom Sport aus und wirkt sich, durch Ausschreitungen, teils auf das gesamte Stadtleben aus. Dieses Phänomen ist dabei nicht nur im Profisport zu sehen. Ein Vielzahl von Schiedsrichter*innen bereits in der Amateurliga haben schon tätliche Angriffe erlebt.
Die Grüne Jugend Berlin fordert daher vom Senat strukturelle Antworten, um auch schon kleinere Sportevents für alle Zuschauer*innen zu öffnen und dass sich der Berliner Senat der, aus Bremen stammenden, Praxis anschließt und die extra Kosten durch Hochrisikospiele an die DFL ebenfalls weiterleitet.

Leistungssport entromantisieren
Leistungssport folgt der Idee besondere Talente zu fördern, den eigenen Körper zu stärken und zu Höchstleistungen zu bringen. Das Gegenteil ist der Fall. Immer und immer wieder stoßen wir auf Beweise für die toxische Kultur des Leistungssports. Der Weg in den Spitzensport erfordert von den Sportler*innen Aufopferung von Talent, Zeit und Geld. Denn der kapitalistische Wettkampfscharakter des Leistungssport erlaubt keinen Platz für eine gesunde und ausgewogene Förderung. Auch wenn es aus einer antikapitalistischen Perspektive eine Menge zu kritisieren gibt, so trainieren jetzt gerade tausende junge Menschen in Deutschland an Leistungsstützpunkten und geben ihre Jugend, ihre körperliche und ihre psychische Unversehrtheit, um in ihren Sportarten an die Spitze zu kommen. Die aller wenigsten werden den Schritt in den Spitzensport schaffen. Und so fallen jedes Jahr tausende Jugendliche und Kinder durch das brutale Raster der Aussiebung um die vermeintlichen Besten der Besten. Daraus ergibt sich eine Verantwortung, die Berlin mit gutem Vorbild ergreifen muss.
Die Grüne Jugend Berlin fprdert eine verpflichtende psychologische Betreuung für die Sportler*innen, Stärkung der Perspektiv-Seminare für ausscheidende Sportler*innen und eine ausreichende Begleitung nach der Zeit am Leistungsstützpunkt, Überprüfung von Trainingsmethoden auf pädagogischen Wert und möglichen psychologischen Folgen, und eine Erweiterung der Ausbildung von Landes- und Bundestrainer*innen um pädagogische Methoden und Vertiefungen. Die erst kürzlich veröffentlichte Studie zu „Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch im Kontext des Sports“ der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs liest sich nicht einfach. Aus den eindrücklich beschriebenen strukturellen Problemen des Leistungsports ergibt sich vor allem eine Forderung: Die Entromantisierung des (Leistungs-)Sports. Zu häufig stoßen Betroffene auf taube Ohren oder beschwichtigende Worte anstatt akurater Hilfe. Die Grüne Jugend Berlin fordert den Senat auf die Studie zur Grundlage zu nehmen und in Zusammenarbeit mit Expert*innen und Betroffenenverbänden nachhaltige und wirksame Schutzkonzepte für alle Berliner Sportverbände – mit besonderem Fokus auf die Leistungssportzentren – auszubauen.
Sport ist nicht frei von Rassimus. Bericht über Studie über Artikel zeigen wie strukturell BIPoC im Sport benachteiligt werden. Gerade, aber nicht nur, der Leistungssport zeigt das Ausmaß der Probleme.
Die unabhängige Anlaufstelle für Diskriminierung im Sport des Senats ist eine wichtiger erster Schritt, aber da muss mehr kommen. Die Grüne Jugend Berlin fordert den Senat auf die unabhängige Anlaufstelle dezentraler auszubauen und mit mehr Kompetenzen auszustatten, um dem strukturellen Rassimus im Sport ernsthaft zu begegnen.

Sport und Jugendförderung – Hand in Hand
Wer Jugend fördern will, muss beim Sport anfangen. Auch wenn der Senat beim Thema Sportmetropole lieber den kommerziellen Sport betont, bildet der Kinder- und Jugendsport den bedeutendsten Anteil der berliner Sportlandschaft. Vom Kindergarten über den Schulsport, von freien Trägern zu den Amateurvereinen. Sport trägt eine besondere Bedeutung in der Jugendförderung und daraus ergeben sich besondere Aufgaben für die Politik. Jugendsport in der Form von Amateurvereinen und auch Breitensport muss höher Priorisiert werden. Die Grüne Jugend Berlin fordert den Senat auf Organisator*innen von Sportangeboten echte Perspektiven zu bieten. Berlin braucht mehr multifunktionale Sportstätten und eine konsequentere, nachhaltigere und geordnetere Sanierung der bestehenden Sportstätten.

Sport für Alle – unabhägig vom Einkommen
Sport ist Beteiligung. Beteiligung, die nahezu immer vom Einkommen abhängig ist. Vereinsbeträge, Ausstattung, Mobilität. Das sind alles Kostenpunkte, die nicht immer einfach zu stämmen sind. Aktuell lasten die Kosten für Entlastung ihrer Vereinsmitglieder auf den Schultern der Vereine, das muss sich ändern. Denn die Kassen der Amateurvereine sind ebenfalls leer.
Sanierungsstau, Pandemie, Energiekrise. Der Senat lässt wiederholt die Vereine im Kostenregen stehen. Anstatt Ausbaupotenziale in Sportstätten zu nutzen und Vereine durch dezentrale und nachhaltige Energieproduktion zu unterstützen, müssen Vereine darum bangen im Winter noch die Energiekosten bezahlen zu können.